Fischenbergstraße 7 – ein unscheinbares Einfamilienhaus am Stadtrand von Witten. Fast ein halbes Jahrhundert hat meine Großmutter hier gelebt, zuerst mit ihrer Familie, seit dem Tod meines Großvaters allein. Das ist jetzt 26 Jahre her. Weil sie umziehen wird, räumen wir ihr Haus aus. Neben dem, was sich im Laufe der Jahre in solch einem Haushalt ansammelt, fördern wir auch Dinge zutage, die mein Großvater hinterlassen hat. Fotoalben, ein umfangreiches Dia-Archiv, Briefe, Dokumente aus Studienzeiten – alles sorgfältig aufbewahrt und seit 26 Jahren unberührt.
Ich kannte meinen Großvater nur von Fotografien oder aus Erzählungen. Abgesehen davon, dass er Chemiker war, Vater von fünf Töchtern und Mitglied im Segelverein, wusste ich so gut wie nichts über ihn. Hier begann meine Suche. Ein halbes Jahr lang habe ich alles gesammelt, gesichtet und geordnet, was ich über ihn in Erfahrung bringen konnte. Ich habe mit seinen Verwandten und Freunden gesprochen und sie nach ihren Erinnerungen gefragt. Einige dieser Menschen habe ich zum allerersten Mal getroffen.
Die gesammelten Bild- und Gesprächsfragmente werfen Schlaglichter auf die Lebensgeschichte meines Großvaters. Ständig anwesend ist dabei die Frage nach Subjektivität und Objektivität, nach Nähe und Distanz. Inwiefern kann man sich einen Menschen „erschließen“, den man nur indirekt kennt? Wer steht am Ende dieser Suche, ein Verwandter oder ein Fremder?
210 × 280 mm
64 Seiten
Digitaldruck (Innenteil),
Sieb- und Hochdruck (Umschlag),
Offsetdruck (Fotoindex)
Fadenheftung
8 Exemplare
Semesterprojekt betreut von Ricarda Löser
Fotos: © Jannis Uffrecht